Ein Besuch in den heiligen Hallen: Mazda Museum & Fabrik Hiroshima

Nach einer längeren Pause darf ich mich wieder zurückmelden – und das direkt mit einem Spezialbeitrag! Wie viele andere auch hat es mich 2024 nach Japan verschlagen und da Hiroshima auf der Reiseroute lag wäre es ein Unding gewesen nicht einen Sprung beim Mazda Stammwerk vorbeizuschauen.

Der Autohersteller bietet netterweise gratis Führungen inkl. moderierter Bustour über das Werksgelände an. Da Mazda alle wichtigen Teile direkt vor Ort produziert sieht man bei der fahrt mit etwas Glück Beispielsweise LKWs mit frisch zusammengebauten Motoren oder Getrieben von Halle A nach Halle B fahren – zwei Minuten später einen anderen mit 50 frisch gepressten Motorhauben… Beginnen wir mit einen kleinen Ausflug in die Geschichte der Firma und des Stammwerks:

Geschichte & Hintergrund

Die Mazda Fabrik in Hiroshima wurde 1920 gegründet und bildet seitdem das Herzstück der Marke. Hier begann die Geschichte von Mazda, damals noch unter dem Namen “Toyo Cork Kogyo Co., Ltd.”, als Hersteller von Korkprodukten. Nach und nach weitete das Unternehmen seine Produktion auf andere Bereiche aus, bis es schließlich in den 1930er Jahren begann, sich auf die Produktion von Fahrzeugen zu konzentrieren. Die ersten Produkte waren dabei dreirädrige Motorräder mit Ladefläche, später auch mit geschlossener Kabine.

Der Standort, Hiroshima, ist eine Stadt die im kollektiven Gedächtnis der Welt vor allem durch die schrecklichen Ereignisse des 6. August 1945 geprägt ist. Sie wurde Opfer des ersten Atombombenabwurfs der Geschichte und hat im Anschluss eine bemerkenswerte Transformation durchgemacht. Heute ist sie nicht nur ein Symbol des Friedens und der Hoffnung, sondern auch ein wichtiger Standort für die Automobilindustrie.

Da ein Hügel zwischen dem detonationspunkt der Bombe und dem Fabriksgelände liegt, wurde diese nur zu etwa 1/3 zerstört. Bereits drei Monate später liefen wieder die ersten Fahrzeuge vom Band.

Die Produktionsstätte

Die Mazda Fabrik in Hiroshima erstreckt sich über ein 55,1 Hektar großes Gelände und bildet quasi einen eigenen Stadtteil. Auf dem Areal finden sich neben der Fertigungsstraßen für die Endmontage der Autos auch Produktionsstätten für die Motoren und Getriebe. Für den reibungslosen Export sorgt ein eigener Hafen und ein von Mazda & Mitsubishi in Kooperation betriebenes 132 Megawatt Kraftwerk sorgt für ein gewisses Maß an Energie-Autarkie – dieses wird derzeit noch mit Kohle betrieben, soll aber aus Umweltgründen in den nächsten Jahres auf Ammoniak umgestellt werden. Eine 1.1 Megawatt starke Photovoltaikanlage ging letztes Jahr in Betrieb.

Fun Fact: Seit 1965 erstreckt sich das Fabrikgelände über beide Seiten des Enko River, um eine Verbindung zu schaffen wurde die 560 Meter lange “Toyo Ohashi” Brücke gebaut. Diese galt für lange Zeit als die größte Brücke im Besitz eines Privatunternehmens.

Von den knapp 50.000 weltweiten Mitarbeitern, arbeiten über 25.000 im Stammwerk Hiroshima. Den Mitarbeitern stehen unter anderem subventionierte Wohnungen, ein eigenes Krankenhaus und ein Supermarkt direkt am Werksgelände zur Verfügung.

Forschung & Entwicklung

Heute überlebt keine Automarke ohne ständige Innovation, Forschung und Entwicklung. Neben einem F&E Zentrum betreibt Mazda vor Ort auch ein Ausbildungszentrum und eine Fachhochschule für Mitarbeiter und Studenten. Um das Design der zukünftigen Autos wird sich in einem Designbüro gekümmert, dabei handelt es sich um eines von dreien: Um die Optik kümmern sich auch Kollegen in Deutschland (Oberusel) und Amerika.

Eindrücke

Die Führung besteht aus einer Tour durch das Museum und durch einen Teil der Fabrik. Interessant: Mehrere Modelle mit geringer Stückzahl (unter anderem MX-5, MX-30)  werden auf einer einzelnen flexiblen Fertigungsstraße gebaut – hier konnte man autonom fahrende Regale beobachten die die jeweiligen Automodelle und Montagemitarbeiter just-in-time mit den richtigen Bauteilen für das aktuell zu bearbeitende Modell versorgen. Leider gab in der Fabrik ein Foto- und Videoverbot, kann ich an dieser Stelle kein selbst erstelltes Material liefern.

Fazit & Fotos

Ich kann die Tour jeden Mazda Interessierten empfehlen der Hiroshima bereist, man sollte sich allerdings früh genug registrieren da es immer nur begrenzte Plätze gibt. Die Moderation der Tour erfolgt wahlweise in Englisch oder Japanisch, um die Führung genießen zu können sollte man also mindestens eine der Sprachen verstehen 😉

Interesse geweckt? Hier die wichtigsten Daten:

Zum Schluss noch ein paar Schnappschüsse:

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