MX-5 ND G184: Der Roadster wird zum Sportwagen

2015 kam  die vierte Generation des MX-5 auf den Markt, zum Modellwechsel 2019 bekam der ND nun erstmals eine nennenswerte technische Frischzellenkur. Beruhigende Worte vorab: Am grundlegenden MX-5 Rezept hat sich nichts geändert. Die Ablagen im Innenraum sind weiterhin rar, der Kofferraum gerade noch ausreichend und das open-air Feeling unverändert großartig 😉

In der Vergangenheit hatte ich schon die Gelegenheit die Modelle G131 und RF G160 zu testen. Die Gründe wieso mir nun ausgerechnet der G184 ein besonderes Lächeln ins Gesicht gezaubert hat findet ihr in diesem Beitrag. Vorab vielen Dank an Tim (manhalter-fotodesign.at) für einen Großteil der tollen Fotos!

Die inneren Werte

Wie der Name schon vermuten lässt, wurde dem Motor eine kleine aber feine Leistungssteigerung auf  184PS spendiert. Die 24 hinzugekommen PS sind (traditioneller Weise) nicht einem Turbo zu verdanken, stattdessen wurde Feintuning am bestehenden 2 Liter Aggregat vorgenommen. Namentlich beteiligt wären hier: neue Kolben, leichtere Pleuelstangen, erhöhter Nockenhub, eine mehrstufige Einspritzung,  optimierte Brennraumgeometrie, Einlasskanäle und ein verbessertes Zweimassenschwungrad. All diese Änderungen machen die für die Mehrleistung verantwortliche Steigerung der maximalen Drehzahl (+700RPM) möglich, gleichzeitig wird nun die Abgas-Klasse Euro 6d-Temp erreicht.

Wer nun denkt das sich der Motor in klassischer Saugermanier nur noch im oberen Drehzahlbereich gut fährt der irrt! Im Zuge des Updates wurde das maximale Drehmoment zwar nur um moderate 5NM (jetzt 205) gesteigert, die wirklich spürbare Änderung findet sich allerdings weiter unten in der Leistungs/Drehmoment-Kurve. Der 160Ps Motor erreichte sein maximales Drehmoment bei 4600RPM, beim neuen Aggregat wird dieses schon 600 Umdrehungen früher erreicht. Dies macht des Motor um einiges elastischer und vor allem im Alltag angenehmer zu fahren.

Auch am Sound hat Mazda die eine oder andere Stellschraube gedreht, in der neuen Version klingt der ND nun etwas rassiger, insgesamt aber noch immer ziemlich zahm. Nichts was sich nicht recht günstig durch einen Auspuff aus dem Zubehör korrigieren liese 😉

Ausstattung

Ansonsten blieb das meiste beim Alten, Mazda hat der aktuellen Topversion unter anderem eine Rückfahrkamera spendiert. Bei aktuellen Autos ist dies anscheinend ein must-have, nur hätte die Platzierung selbiger am Heck etwas kreativer ausfallen – sie befindet sich mitten auf der Heckstoßstange. Bezüglich elektronischer Helferlein waren beim Testwagen in der “Revolution Top” Ausstattung unter anderem einen Müdigkeitswarner, Verkehrsschilderkennung, Spulhaltewarner, City Notbremsassistent, Totwinkelwarner und Lichtassistent mit dabei. Besonders angetan war ich vom Lichtassistent mit Matrix-LED Fernlicht, die Erkennung von anderen Fahrzeugen und das ausblenden einzelner LED Segmente funktioniert sehr gut. Zudem lässt sich nun endlich das Lenkrad in Höhe und Länge verstellen, ein großer Fortschritt in Sachen Ergonomie. Die Recaro Sitze im Testwagen passten bei meiner Statur (1.85 / 76kg) wie ein Maßanzug. Wer meine Dimensionen übersteigt sollte vor dem Kauf jedenfalls eine Probefahrt mit einem entsprechenden Modell machen damit es zu keinen bösen Überraschungen bezüglich der “Passgenauigkeit” kommt…

 

Fahrwerk

Mein Testwagen mit “all inclusive” Paket hatte unter anderem das Bilstein Fahrwerk verbaut. Dieses ist im Vergleich zur Standardversion subjektiv  etwas härter abstimmt ohne dabei die Alltagstauglichkeit wesentlich einzuschränken. Die typische Seitenneigung ist in den Kurven trotzdem noch vorhanden und laut Mazda auch beabsichtigt: Der MX5 soll einen gewissen Thrill-Faktor vermitteln und sich nicht wie ein “Brett” verhalten. Es geht ja um den Fahrspaß und nicht um die beste Rundenzeit auf der Nordschleife 🙂

Antriebsstrang

Am Getriebe hat Mazda keine nennenswerten Änderungen durchgeführt, die Gänge werden weiterhin über das knackige 6 Gang Getriebe (mit den MX5 typischen kurzen Schaltwegen) sortiert. Ein exklusives Feature des großen Motors ist das Sperrdifferential. Dieses kommt vor allem bei der Kombination von sehr spitzen Kurven und sportlichem Fahrstil zur Geltung. Durch die Sperre bringen die Räder in der Kurve mehr Leistung auf den Asphalt. Für mich ist es nicht ganz verständlich wieso Mazda dieses Differential nicht, zumindest als Option, auch für die 132PS Version anbietet.

Fazit

Ich konnte den neuen MX5 zwei Wochen auf über 1000km ausgiebig testen. Grundsätzlich kam mir der 131PS Motor aus den früheren Tests keineswegs untermotorisiert vor, allerdings hebt das stärkere Aggregat den kleinen Roadster nun gefühlt in die Liga der “echten kleinen Sportwagen”. Beim Vorgänger mit 160PS geriet ich bei Überholvorgängen manchmal unabsichtlich in den Begrenzer, der 184er verhält sich hier komplett anders. Dort wo es früher zu Ende ging legt der Motor noch einmal richtig nach, ähnlich wie man es beim 4.000RPM “Kick” der NA Modelle kennt. Da das Drehmoment nun noch früher anliegt lässt sich der Wagen zudem locker und lässig ohne Bocken oder Vibrieren bei niedrigen Drehzahlen bewegen.

Mit dem bulligen Motor und dem limited-slip Differential macht das Kurvenheizen besonders viel Spaß, das breite Drehzahlband und der tolle Kraftschluss mit der Fahrbahn sorgen für langanhaltende Endorphin-Ausschüttung beim Fahrer.

An so manchen Assistenten konnte ich allerdings weniger gefallen finden. So war der Spurhalte-Assistent bereits deaktiviert als ich den Wagen entgegen nahm, nicht ohne Grund, wie ich merken sollte: Wenn der MX-5 wie ein MX-5 gefahren ist der elektronische Helfer permanent auf “Alarmstufe Rot” und piept um sein Leben. Glücklicherweise kann er per Knopfdruck dauerhaft deaktiviert werden. Die intelligente Verkehrszeichenerkennung tat ihren Dienst zu 98%, allerdings kam es auch manchmal zu wirren anzeigen wie “5km/h”, mitten im wiener Ortsgebiet. Laut anderen ND Fahrern tritt dieses Problem manchmal bei verwitterten Baustellenschildern oder schräg stehenden Tafeln auf.

Alles in allem gefällt mit der ND mit dem bis dato stärksten Motor sehr gut, bleibt nur noch eine große Frage: Würde er sich auf einer Tour durch Skandinavien so gut bewähren wie mein NA? Sollte Mazda nach Testpiloten für so einen Versuch ausschau halten wüsste ich da schon jemanden *zwinkersmiley*

 

 

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