Schon einige Jahre habe ich in amerikanischen Foren die Beiträge über die “ultimative” Strebe für den MX-5 NA verfolgt. Vom Hersteller des Originals (Flyin Miata) wird nicht weniger versprochen als die Stabilität der letzten MX-5 NB(FL) Karosserie in den NA zu bringen. Der erfahrene MX-5 Fahrer ist solchen Versprechen allerdings mittlerweile etwas skeptisch gegenüber, immerhin werden auch Domstreben und sogar Tür-Gummis mit dem gleichen Werbeversprechen verkauft.
Nachdem mein NA besonders bei schlechter Fahrbahn am klassischen “herumwackeln” leidet, beschloss ich also im Frühjahr Versuchskaninchen zu spielen und habe mir die Edelstahl Butterfly Brace der Firma SkidNation aus Bratislava bestellt – mehr dazu später – zunächst zur Frage: Was ist eine Butterfly Brace eigentlich?
Geschichte
Neben den originalen Streben, welche ab Ende 1992 den hinteren Aufbau verstärkten, gibt es unter anderem auch diverse Verstrebungen im Zubehör. Mein NA hat diese “Schubstangen” seit einigen Jahren verbaut und der Effekt war eher mit Globuli zu vergleichen.
Zunächst eine kleine Lehrstunde zum klassischen Problem alter Cabrios: Man möge sich ein Auto vorstellen wie eine Schuhschachtel. Ein herkömmliches Auto besitzt also eine relativ gute Stabilität, eine normale Schuhschachtel kann nur geringfügig um seine Längsachse verwunden werden. Anders sieht es allerdings aus, wenn man den Deckel entfernt: Die Box kann plötzlich um einige Zentimeter verdreht werden. Genau so verhält es sich bei offenen Autos – öffnet man beide Türen beim MX-5 sieht man relativ gut, dass im offenen Zustand 99% der Stabilität vom Unterboden ausgeht. Auch die Türen sind keine wirklich stabilisierenden Elemente da dieses Prinzip bedingt etwas Spiel aufweisen muss – es sei denn, man würde diese zuschweißen und künftig in den Wagen wie im Film “Ein Duke kommt selten allein” mit einem ziemlich coolen Sprung einsteigen.
Die Entwickler des MX-5 waren sich dieser Probleme bewusst und haben damals erstmals auf computergestützte Stabilitätskalkulationen zurückgegriffen, um im Rahmen annehmbarer Kosten- und Gewichtsverhältnisse eine möglichst stabile Karosse zu bauen. Dabei wurden 8.900 Messpunkte an einem 3D Modell definiert und das Verhalten unter Belastung digital simuliert, was Ende der 80er Jahre vermutlich schon fast an Science-Fiction grenzte. In alten Werbefilmen wird sogar davon gesprochen, dass der NA so gut konstruriert wurde dass ein Dach keine weitere Stabilität bringen würde – ich halte das eher für eine Aussage aus der Werbe- und nicht aus der Entwicklungsabteilung.
Bildschirmfoto der Software mit dem die MX-5 Karosserie von Mazda entwickelt wurde.
Butterfly Brace: Frame Rails
In Amerika handelt es sich bei der Butterfly Brace schon lange um keinen Geheimtipp mehr. Aber um was handelt es sich dabei genau? Im Grunde besteht diese Strebe aus zwei aufeinander aufbauenden Elementen. Die so genannten “Frame Rails” sind Verstärkungen der Längsträger und können, je nach Hersteller, auch als eigenständige Verstärkung montiert werden. Ich habe mir vor einigen Jahren eigenständige Frame Rails gekauft, allerdings aus Zeitgründen nie montiert. Jedoch hört man aus der Community das auch diese Rails bereits eine spürbare Verbesserung erbringen. Kleine Information in eigener Sache: Diese niemals verbauten Jass Performance Rails sind für 90€ zu haben, bei Interesse bitte einfach via Kontakt melden.
Jass Performance Frame-Rails
Butterfly Brace: Aufbau und Funktionsweise
Aber nun zur eigentlichen Strebe: Sie besteht aus den Frame Rails (auf den Längsträgern) mit Montagepunkten für ein zentrales X-Element welches die Verwindungen der Karosserie zwischen den Längsträgern absorbiert. Diese Bauart wirkt sich besonders effektiv aus, da es sich an der Einbauposition um die schwächste Stelle des MX-5 handelt. Bildet der Motor- und Kofferraum noch gewissermaßen einen geschlossenen Kasten, so ist der Innenraum komplett offen. Genau darunter befindet sich dann die Butterfly Brace. Wer diese Stelle auch noch von oben mit einem echten Überrollbügel verstärkt, gewinnt besonders viel Stabilität – allerdings verliert der Roadster dadurch etwas von seiner klassischen Optik.
Fertig montierte Butterfly Brace aus zwei Frame-Rails und dem Mittelteil.
Butterfly Brace: Einbau
Ich hätte mir diese Strebe gerne schon vor Jahren angeschafft, wäre da nicht die Sache mit dem Einbau. Erst langsam konnte ich mich damit anfreunden, 18 Löcher in den Boden meines Roadsters zu bohren. Mit einem zweiten MX-5 (Mr. Green) in der Garage fiel es mir dann aber doch ein Stück leichter, meinen Alltags-MX-5 als Versuchskaninchen zu nutzen.
Der Einbau an sich ist zwar relativ aufwändig aber keine Hexerei. Man braucht allerdings unbedingt ein helfendes paar Hände, ansonsten kann man das Festziehen der Schrauben vergessen.
Zunächst müssen die Sitze ausgebaut werden, diese werden von 4 Schrauben auf der Beifahrerseite und 5 Stück auf der Fahrerseite an Ort und Stelle gehalten. Danach kann der Teppich vom Boden Richtung Mittelkonsole gerollt und dort fixiert werden. Ich empfehle, zudem das Steuergerät im Beifahrer Fußraum abzuschrauben und etwas beiseite zu drücken. Theoretisch enden die Löcher davor – allerdings könnte man mit etwas Pech in den Kabelbaum bohren.
Freigelegter Boden im Beifahrer Fußraum. Hinter der silbernen Blende verbirgt sich das Steuergerät.
Sind die Vorbereitungen im Innenraum abgeschlossen, werden unten die Halterungen der Bremsleitungen demontiert, der Buttefly Brace liegen passende neue Halterungen aus Edelstahl bei. Es sollte für die Montage unbedingt auch die Halterung im Radkasten gelockert werden, da die Leitungen sonst nicht weit genug bewegt werden können um das Frame Rail problemlos darunter zu schieben. Ist das Teil an Ort und Stelle, sollte ein Helfer die Rail halten während die ersten zwei Löcher gebohrt werden, um eine Fixierung zu ermöglichen. Sind alle Bohrungen vorhanden, sollte die Schiene am besten nochmals entfernt werden und die Löcher beidseitig mit Grundierung bzw. Rostschutz versehen werden. Wer auf Nummer sicher gehen will kann auch Karosserie-Dichtmasse rund um die Löcher schmieren, um Wassereintritt und somit Rost möglichst effektiv vorzubeugen.
Danach wird die Schiene wieder platziert, die beiliegenden Schrauben (samt Beilagscheibe) von oben nach unten durchgesteckt und auf der Unterseite mit den selbst sichernden Muttern festgezogen.
Bremsleitungen in der neuen Halterung.
Konservierte Löcher im Innenraum, zum Teil bereits verschraubt.
Ist die Beifahrerseite fertig montiert, sollte das Mittelteil lose daran angeschraubt werden. An das Mittelteil wird dann – ebenfalls locker – die Schiene der Fahrerseite befestigt. So kann es zu keinen Problemen mit der Ausrichtung des Mittelteils kommen. Im Worst Case könnte sich sonst eine Schiene weiter vorne und die andere weiter hinten befinden, was eine Montage des Verbindungsstücks unmöglich machen würde.
Die Platzierung der Schiene auf der Fahrerseite sollte ruck zu erledigt sein, da hier keine Leitungen im Weg sind. Nun werden alle Schienen-Schrauben festgezogen – dies klappt ausschließlich mit einem Helfer der von Innen die Schrauben kontert. Das Mittelteil ist in der Höhe verstellbar um verschiedenen Auspuffanlagen Platz zu geben, ist die richtige Höhe gefunden, werden die vier Schrauben an den Ecken festgezogen und die Butterfly Brace ist fertig montiert.
Schiene auf der Beifahrerseite mit lose verschraubtem Mittel- bzw. Verbindungsteil
Einstellmöglichkeit für die Höhe der Auspuffanlage (Mittelteil)
Fazit
Mittlerweile habe ich um die 2.000km mit dem versteiften MX-5 zurück gelegt und muss sagen, dass sich die Investition lohnt. Der Roadster fühlt sich um einiges stabiler an, diese Stabilität ist etwas schwierig zu beschreiben.
Viele beschreiben das Gefühl als würde man in einem 10 Jahre neueren Auto sitzen, da die Karosserie um einiges massiver wirkt. Es klappert und quietscht weniger wenn die Fahrbahn schlechter wird. Zudem verbessert sich die Kurvenlage etwas, da nun das Fahrwerk effektiver arbeiten kann und sich nicht die ganze Karosserie verbiegt.
Positives
- Solideres Fahrgefühl
- Verbessert den Komfort
- Bietet eine solide Unterlage für Hebebühne und Wagenheber
- Rostfrei da aus Edelstahl gefertigt
- Weniger Klappern im Auto
- Schützt den Unterboden
- Keine Verringerung der Bodenfreiheit (die tiefste Stelle ist zwischen den Vorderrädern)
- Die Brace kommt inkl. Sticker und Motivationsschokoriegel 🙂
Negatives
- Ca. 16 Kilo Zusatzgewicht (allerdings an der bestmöglichen Stelle)
- Es müssen Löcher in den Unterboden gebohrt werden
- Aufwändige Montage
- Während der Montage der rechten Schiene werden die Bremsleitungen kurzzeitig ziemlich gestresst
- Korrosionsgefahr bei unzureichender Konservierung der Löcher
Wo kaufen?
Die Butterfly Brace von SkidNation kann über den Hauseigenen Shop sowie über SPS Motorsport bezogen werden. Der Preis liegt derzeit bei etwa 400€.
Es handelt sich hier um einen Bericht ohne jegliche Art von Sponsoring durch SkidNation oder andere Partner.
Hallo Ben,
Würde gerne die IL Schubstangen und Frame Rails montieren. Hier schreibst du jedoch, dass die Schubstangen eher dem Effekt von Globuli gleichen. Soll ich die Schubstangen also lieber gegen das Butterfly Brace eintauschen oder würdest du alle drei verbauen (Frame Rails + Butterfly + Schubstangen)?
Vielen Dank und schöne Grüße,
Jan
Hallo Ben,
Danke für die Antwort und sorry für den Doppel-Post, der erste wurde mir irgendwie nicht richtig angezeigt. Diesen hier kannst du dann gerne löschen.
VG Jan
Hallo Ben,
Ich hab mir überlegt, die Frame Rails und die IL Schubstangen für meinen 1990 NA zuzulegen.
Nachdem ich nun beide deine Artikel hierzu gelesen habe, frage ich mich ob ich die Schubstangen lieber durch das Butterfly Brace ersetzen soll. Hier schreibst du ja, dass die Wirkung der Schubstangen eher mit Globoli zu vergleichen ist.
Würdest du das aus heutiger Sicht auch so empfehlen oder lieber direkt alles dran machen (Rails+Butterfly+Schubstangen)?
Vielen Dank und schöne Grüße,
Jan
Hallo Jan,
wenn die Butterfly brace für dich eine Option ist lass die Schubstangen weg.
Die Brace merkst du wirklich im Gegensatz zu den Stangen, bei der Versteifung die die brace bietet machen die Stangen meiner Meinung nach überhaupt keinen Sinn mehr.
LG Ben
Hallo, hast du die Combo Version verbaut, also das dreiteilige Set? Wie hast du die Rail auf der Beifahrerseite unter den Leitungen durchbekommen? Da ist ja schon ziemlich viel Spannung drauf.
MfG Egon
Hi Egon, ja genau dass ist das dreiteilige Set (2x Frame Rail + Verbindung).
Bei den Bremsleitungen ist es leider wirklich eng, ich hab die ganzen Befestigungspunkte an der Karosserie gelöst (Richtung Motorraum und hinterer Radkasten) dann kann man die Rail mit sanfter Gewalt unter die Leitungen schieben.
lg Ben
Schöner Bericht! Vielen Dank dafür.. ich hatte auch vor, das bei mir zu ergänzen. Meine Bedenken gehen da in Richtung TÜV. Hast du den ohne Probleme bekommen mit eingebautem Fraim-Rail?
Gruß
Hi Markus,
in Österreich hatte ich keine Probleme bei der Überprüfung die Verstrebung weder Leistung noch Silhouette des Autos verändert.
Ich weiß nicht ob sie in Deutschland beim TÜV andere Beurteilungskriterien haben.
Das mittlere Segment kann aber mit nur 4 Schrauben herausgenommen werden, evtl. sehen sie das unkritischer wenn man nur mit den seitlichen Frame-Rails vor fährt.
Gruß Ben
Hallo,
vielen Dank für diesen Interessanten Bericht! Schade, dass Du damals nicht die Rails ohne Mittelteil verbaut hattest. So hättest Du jetzt einen guten Vergleich, ob der Mittelteil (die Verbindung der beiden Rails) viel ausmacht oder nicht….. Ich gehe mal davon aus, dass die Rails ohne Verbindung, sprich ohne Mittelteil, nicht viel bringen….
Hy Michael,
ja – es ist schade, aber ich konnte es nicht mehr erwarten und wollte gleich das Maximum spüren 🙂
Ich habe mir allerdings jahrelang durch die amerikanischen Foren durchgelesen und könnte, sozusagen als “Meta Studie”, sagen das der Effekt durch die Frame Rails an sich vermutlich wo bei 30-40% der vollen Lösung liegen wird.
BG Ben