Alpenglühen!
Eine Roadster Tour mit dem Mazda MX5 ND durch Tirol, Südtirol und die Dolomiten.
Die Tage werden wieder kürzer, das Wetter kälter und die Roadster Saison neigt sich erneut dem Ende zu. Zeit den diesjährigen Roadster-Trip Revue passieren zu lassen. 🙂
Nach der Skandinavien-Reise 2019 und der eher mauen 2020er Saison stand dieses Jahr endlich wieder ein Trip in die Dolomiten auf dem Plan. Obwohl sich der alte NA wohl auch über die Ausfahrt gefreut hätte, durfte dieser zu Hause bleiben und sich etwas schonen, denn: Aufgrund einer glücklichen Fügung und Hilfe von ganz oben (Mazda Österreich) fiel mir ein brandneuer MX5 ND in die Hände. Dass der G184 Motor ein Spaßaggregat ist, haben wir bereits im Testbericht aus dem September 2019 gesehen, neu ist allerdings die Farbe “Polymetal Grey”.
Wichtige Informationen
Die Reise fand Mitte September statt, was etwa dem Ende der Dolomit’schen Roadster und Motorrad Saison entspricht. Wer noch später im Jahr anreisen will, sollte sich genau informieren, ob die gewählten Pässe noch offen haben, die beliebte Stilfser-Joch-Passstraße wird zum Beispiel meist ab Ende Oktober für den Winter gesperrt. Um möglichst freie Bahn zu haben, sollte man eher unter der Woche unterwegs sein. Zudem sollte man den Ferragosto Zeitraum ab Mitte- und bis Ende August meiden, könnte man manchmal glauben, es wäre ganz Italien auf Urlaubsfahrt. 😉
Etappe I – Wien nach Tirol
Los ging die Reise in Wien, um die nicht unwesentliche Strecke zwischen dem Osten Österreichs und Tirol zu überbrücken gibt es je nach Zeitrahmen mehrere Möglichkeiten:
Die schnelle Tour: Von Wien aus fährt man über die Autobahnen ca. 6 Stunden in die “Serfaus Fiss Ladis” Region in Tirol. Bekannt für Wintersport, bietet diese Gegend auch im Sommer viele Übernachtungsmöglichkeiten und Restaurants, um sich ideal direkt vor den Toren der Dolomiten eine Nacht auszurasten, um sich dann am Folgetag direkt ins Getümmel zu stürzen.
Für Genießer: Mit dem ND ist diese größere Autobahnetappe kein Problem, NA Fahrern (und Menschen, die es nicht so eilig haben) würde ich nahelegen, evtl. einen Tag mehr einzuplanen und gemütlich die schöne Strecke “Kalte Kuchl – Mariazell – Wildalpen – Hallstatt – Salzburg” über die Landstraßen abzufahren und nur den letzten Sprint über die Autobahn zu fahren – so werden die Nerven geschont und man sieht viel von der wirklich schönen steirischen und Salzburger Landschaft!
Empfehlung: Die Augustiner Brauerei Kloster Mülln in Salzburg bildet den perfekten Abschluss nach einem leicht sonnenverbrannten Tag im Roadster. Hier gibt es das (subjektiv) beste Bier Österreichs und herzhaftes Essen von verschiedenen Familienbetrieben. Wermutstropfen: Die Bierkisten aus dem hauseigenen Rampenverkauf passen leider nicht in den MX5 Kofferraum…
Etappe II – Samnaun / Reschensee / Stilfserjoch
Eine relativ kurze, aber voller Sehenswürdigkeiten gespickte Strecke!
Durch das Oberinntal geht es auf der Reschenstraße Richtung Süden los. Hier bietet sich ein kleiner Abstecher in das kleine Schweizer Dorf Samnaun an, abgesehen von der schönen kurvenreichen Straße ist das Highlight dieses Ortes sein “Duty-Free” Charakter. Da der Ort früher nur über österreichische Straßen erreichbar war, erklärte die Schweiz das Dorf zum Zoll Ausschlussgebiet, entsprechend günstig kann dort einkauft werden. Für mich ein Fixpunkt. um die ein oder andere Flasche Gin und Schokolade zu einem relativ günstigen Kurs zu kaufen. Vorsicht: Theoretisch könnte man an der österreichischen Grenze bezüglich Import Freimengen kontrolliert werden, auch wenn der Grenzposten die meiste Zeit nicht besetzt ist. Für den Ausflug nach Samnaun sollte man etwa 1,5 Stunden einplanen.
Wieder zurück auf der Reschenstraße bietet sich keine 5 Minuten weiter mit Finstermünz – die nächste Gelegenheit für einen kleinen Exkurs. Besonders Fans von Lost-Places und alten Gemäuern kommen hier auf ihre Kosten. Direkt neben der Straße liegt das verlassene ehemalige Grand Hotel Hochfinstermünz mit eigener Kapelle und ehem. K&K Telegrafenamt. Hinter diesem Amt führt einem ein Wanderweg etwa 20 Minuten zum auf das seit dem Mittelalter bestehende Altfinstermünz, einer alten Gerichts- und Grenzbefestigung.
Weiter in den Süden geht es durch Nauders auf die Österreichisch – Italienische Grenze zu. Ein Besuch der nur wenige hundert Meter nach der Grenze befindlichen Pizzeria Bar Irene sei hier allen hungrigen nahe gelegt. Für mich ein Fixtermin, um mich mit einer guten Steinofenpizza auf Südtirol einzustimmen 😉
Nach der Grenze nennt sich die Reschenstraße nun Strada Statale 40 und führt direkt zu einem der beliebtesten Foto-Spots der Gegend: Der Kirchturm von Altgraun, welcher aus dem in der Zeit des II-Weltkriegs aufgestauten Reschensee ragt. Aufgrund des relativ ausgeprägten Social Media Hypes sollte man sich allerdings nicht erwarten einsam und alleine auf den Turm zu blicken. Es gibt einen kostenpflichtigen Parkplatz, welcher vor allem am Wochenende oft komplett gefüllt ist. Wer einen kleinen Fußweg nicht scheut, kann auch direkt in der Ortschaft Graun parken und einen 5-Minütigen Spaziergang zum Kirchturm machen.
Nun beginnt eine etwa 45-Minütige Verbindungsetappe durch malerische Täler und Gebirgsstraßen, bis der Fuß des Stelvio Passes erreicht wird. Achtung: Manche Navigationssysteme wollen beim Ziel “Stilfser Joch” durch die Schweiz über den Umbrailpass fahren, hier lässt man allerdings die besten Kurven auf der Nordseite des Stilfser Jochs aus. Tipp: Ein Zwischenziel in Trafoi setzen, dann klappt es auch mit den 48 Kehren bis zum Gipfel. Oben angekommen bietet sich ein Spaziergang und/oder der ein oder andere Espresso in einem der Lokale an bevor es über die 34 Kehren Richtung Lombardei geht. Kommt man erst am späten Nachmittag an, bietet es sich an, den größten Trubel vorbeiziehen zu lassen und die Abfahrt erst mit der Abenddämmerung in Angriff zu nehmen, man wird mit freien Straßen und einer interessanten Stimmung belohnt wenn die Sonne hinter den Alpen versinkt.
Für die weitere Strecke bietet sich eine Übernachtung z.B. in Bormio oder Santa Caterina di Valfurva an.
Von Bormio oder Valfurva geht es über die SP29 direkt über den Gavia Pass. Diese Passstraße bietet auf der Nordseite einen guten Blick auf die Ortler Alpen und wurde in den letzten Jahren in weiten Teilen erneuert, es gibt jedoch noch einige “bröselige” Stellen, die teils hinter Kurven lauern. Oben angekommen kann ein kleiner Parkplatz beim Kriegerdenkmal “Monumento dedicato ai Caduti della Grande Guerra” genutzt werden, um sich etwas die Beine zu vertreten und den Fluss, die Berge und einige bereits ewig verlassene Gebäude zu erkunden.
Die letzte Etappe beginnt auf der SS42 führt über 2800 km bis zu den drei Zinnen, im Vorbeiflug fährt man auch hier einige schöne Passstraßen (Tonale-, Mendel-, Grödner-, Giaupass) ab. Wer einen zusätzlichen Reisetag plant, biegt am besten nach Grödenstein am Passo Gardena südlich ab und und das Pordoijoch und den Passo di Giau in Angriff. Für Straße zu den drei Zinnen wird leider eine recht happige Maut von 30€ fällig, die aber zumindest auch den Parkplatz auf der Bergstation beinhaltet. Oben angekommen können ganz nach (un-)sportlichen Ambitionen verschiedene Wanderwege oder auch nur ein Kaffee im Restaurant in Angriff genommen werden.
Auch die vierte Tour in die Dolomiten war ein voller Erfolg. Nach zwei Runden im NA und einer auf der 1993er Africa Twin war die Reise im neuen MX5 schon fast luxuriös. Vor allem Autobahn- und weniger aufregenden Zwischenstrecken weiß die bessere Geräuschdämmung und die Klimaanlage zu gefallen. Zudem gibt der 184PS Motor dem Gipfelstürmen das gewisse Etwas und bessere Reserven, wenn das ein oder andere Wohnmobil überholt werden muss.
Alles in allem kann ich empfehlen, sich nicht zu viel pro Tag vorzunehmen, die Geschwindigkeit zu fahren, die sich gut anfühlt und lieber eine halbe Stunde länger Wandern zu gehen als sich von Pass-zu-Pass zu hetzen. So klappt es dann auch mit der Entspannung.
Vielen Dank an Tim für den Großteil der tollen Fotos!
Toller Bericht von einer schönen Tour!☺
Und so langsam finde ich auch an den ND Gefallen☺
Schöne Route, schöne Bilder
Schöne Route und schöner Bericht! Und schönes Wetter hattet ihr auch noch!!!
Besonders nett finde ich den vorletzten Absatz – viele nehmen sich zu viel lange Etappen in den Bergen vor. Hier ist meist weniger mehr 😉